Entwicklung der wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Würde

Hintergründe: Die Ursprünge der Forschung zum Thema Würde liegen im Jahr 1995. Das palliativmedizinische Forschungsteam begann sich mit der Frage zu beschäftigen, weshalb manche Sterbende einen Sterbewunsch verspüren und Suizidgedanken hegen, während andere Patienten mit ähnlichen Symptomen die letzten Tage ihres Lebens gelassen und positiv erleben.

Entstehung der Theorie: Im Jahr 2002 führte das Team qualitative Studien mit Tumorpatienten durch, um die Faktoren zu erforschen, die das Würdegefühl eines Patienten aufrechterhalten oder beeinträchtigen. Diese Studien führten zu einem empirisch basierten Würdemodell für sterbenskranke Patienten und Orientierungshilfen für eine würdebewahrende Versorgung. Das Team erfasste auch quantitative Daten, um den Zusammenhang zwischen verschiedenen demographischen und krankheitsspezifischen Variablen und dem Würdeempfinden von Sterbenskranken zu untersuchen.

Erprobung der Intervention und des Screening-Werkzeugs: 2004 begann das Team mit der Erprobung praktischer Anwendungen seiner Forschungsarbeit. Dabei wurden Interventionen wie die Würdezentrierte Therapie und der Fragebogen zum Würdeempfinden entwickelt und erprobt.

Wissensübertragung: Seit 2007 entwickelt und erprobt das Team Werkzeuge, um die Anwendung des Würdekonzepts auf andere Bereiche außerhalb der Palliativversorgung auszuweiten. Neue Werkzeuge wie das ABCD der Würde in der Patientenversorgung und die zentrale Patientenwürdefrage wurden ebenfalls entwickelt und befinden sich derzeit in Erprobung. Aktuell arbeitet das Team an der Entwicklung von Lernmodulen, die von Gesundheitsexperten verwendet werden können, um das Konzept er Würde in der Patientenversorgung zu operationalisieren.

Artikel zum Thema Würdeforschung

Diese Artikel enthalten Forschungsergebnisse und Ansätze, die zum Würdemodell geführt haben, sowie damit zusammenhängende Werkzeuge, die effektivere Interventionen im Gesundheitswesen ermöglichen sollen.

Chochinov, H.M., Hack, T., Hassard, T., Kristjanson, L.J., McClement, S. und Harlos M. (2002). Dignity in the terminally ill: a cross-sectional, cohort study. The Lancet, 360 (9350),2026-2030.

Chochinov, H.M., Hack, T., McClement, S., Kristjanson, L. und Harlos, M. (2002). Dignity in the terminally ill: a developing empirical model. Social Science and Medicine, 54 (3), 433–443.

Chochinov, H.M., Hack, T., Hassard, T., Kristjanson, L.J., McClement, S. und Harlos, M. (2005). Dignity therapy: a novel psychotherapeutic intervention for patients near the end of life. Journal of Clinical Oncology, 23 (24), 5520–5525.

Chochinov, H.M. (2007). Dignity and the Essence of Medicine: The A, B, C & D of Dignity- Conserving Care. British Medical Journal, 335, 184–187.

Das Forschungsteam

Harvey Max Chochinov, MD, PhD, FRSC

Dr. Chochinov leitet das Forschungsteam, das das Würdemodell und die Würdezentrierte Therapie entwickelt hat. Er ist Inhaber des einzigen kanadischen Forschungslehrstuhls für Palliativversorgung; darüber wurde er zum Professor für Psychiatrie der Universität Manitoba ernannt und leitet die palliativmedizinische Forschungsgruppe Manitoba, CancerCare Manitoba.

Dr. Chochinovs Publikationen befassen sich mit den psychosozialen Dimensionen der Palliation und haben zur Entwicklung von Kernkompetenzen und Standards in der Versorgung von Patienten in ihrer letzten Lebensphase beigetragen. Er ist Mitglied des Verwaltungsrats der Canadian Institutes of Health Research, Vorsitzender des Canadian Virtual Hospice, Fellow der Royal Society of Canada und Fellow der Canadian Academy of Health Sciences.

Auszeichnungen (Auswahl):

  • Golden Jubilee Medal der Queen
  • Order of Manitoba (höchste Auszeichnung der Provinz Manitoba)
  • Preis des National Cancer Institute und O. Harold Warwick-Preis der Canadian Cancer Society (2008)
  • Preis der Dr. John M. Bowman Rh Institute-Stiftung (2009) (höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Universität Manitoba)
  • Bernard Fox-Forschungspreis der Internationalen psychoonkologischen Gesellschaft für herausragende Verdienste um Forschung oder Leadership im Bereich der Psychoonkologie (2010)
  • Lifetime Achievement Award der Canadian Association of Psychosocial Oncology (2010)

Neben seinen über 150 Publikationen firmiert Dr. Chochinov auch als Mitherausgeber des Handbook of Psychiatry in Palliative Medicine, Oxford University Press, und der Zeitschrift Palliative and Support Care, Cambridge University Press.